Freiburg
(Google Maps)
8:30
30.09.2023 - 03.10.2023 (= 4 Tage)
Anmeldeschluss: 14.07.2023
Abmeldeschluss: 14.07.2023

Nach einem Jahr Pause war es endlich wieder soweit: Die IHC-Spezialität: „Unternehmerreise“ startete am letzten Septembertag 2023. Diesmal erkundeten über 20 IHC-Mitglieder und -Gäste, wie man im Freiburger Gebiet Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit realisiert. Die Region ist zu Recht einer der Vorreiter dabei in Deutschland.

1. Tag

Unsere Anreise mit der Bahn bildete zumindest schon den passenden Auftakt, wenn auch mit DB-typischer vierzigminütiger Verspätung. Detlef Ehleben hatte in bewährter hervorragender Weise nicht nur das stramme und informative Reiseprogramm organisiert, sondern auch ein zentral gelegenes Hotel der kurzen Wege ausgesucht.

Steffen Ries von der Innovation Academy e.V., einem gemeinnützigen Verein, der Exkursionen, Seminare und Projekte zum Thema nachhaltige Entwicklung gestaltet und organisiert, führte uns am ersten Tag durch die Freiburger Altstadt und erläuterte viele Beispiele einer nachhaltigen Stadtentwicklung.

Stadtführung

In der vor Menschen wimmelnden Markthalle „Kulinarisch rund um die ganze Welt an einem Ort“ empfingen uns Street-Food Angebote verschiedener Weltkulturen, die unsere Teilnehmer je nach Gusto für ein Mittagessen wählten.

Im ältesten deutschen Gasthaus „Zum roten Bären“ gab uns Alwin Wagner, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Südlicher Oberrhein, einen Einblick in die Wirtschaftsstruktur der Region und scheute sich auch nicht vor kritischen und tiefergehenden Fragen.

 

In seinen Antworten zeigten sich dann zum Teil Unterschiede gegenüber der Herangehensweise der Bonner IHK. Die Rücklagen waren und sind z. B. alle zweckgebunden, so dass sie nicht aufgelöst werden mussten; der „Freundeskreis der Wirtschaftsjunioren“ – mit dem IHC vergleichbar – mit über 400 Mitgliedern wird unterstützt.

In der gemütlichen Atmosphäre der Gaststätte schmeckte das vorbereitete regionstypische Menü hervorragend.

 

 

2. Tag

Der Sonntag begann mit einem Ausflug zum Vitra Campus in Weil am Rhein. Carol Bandmann führte uns mit Verve durch das Betriebsgelände, in dem alle Gebäude – vom Museum über die (ehemalige) Betriebsfeuerwehr bis zum Conference Center und den Produktionshallen – jeweils namhafte Architekten aus vielen Ländern konzipierten.

Besonders staunten alle über das sich bei Regen automatisch absenkende Dach über die Verbindung zweier Hallen.

Den eindrucksvollen Architekturrundgang konnten wir mit dem Besuch des Vitra Design Museums abschließen, in dem die zum Teil weltbekannten Möbel und ihre Designer vorgestellt werden.

Am Nachmittag folgte der Besuch der Badischen Staatsbrauerei Rothaus in Grafenhausen am Schluchsee, der auf 1.000 m Höhe höchstgelegenen Deutschen Bierbrauerei.

Rothaus

Leider ruhte verständlicherweise am Sonntag die Produktion. Trotzdem vermittelten Führung und begleitende Filme einen realistischen Eindruck der Bierbrauerei mit einigen Besonderheiten und vielen Fakten und Zusammenhängen, auch zur Nachhaltigkeit und Regionalität der Produktionsweise und Zutaten.

 Rothaus3

Besonders stolz ist man – neben einer in Deutschland einmaligen Technologie für den Alkoholentzug alkoholfreier Biere – auf die Flaschensortieranlage, die die Kosten für die Frankfurter Flaschenbörse erspart. Darüber hinaus bietet sie noch gewinnbringende Dienstleistungen für andere Brauereien. Das Abendessen im Brauereigasthof bescherte uns regionaltypische Kost, von der Maultasche bis zum badischen Kartoffelsalat. Und wir konnten selbst Bier zapfen, so viel wir wollten – für Viele eine neue Erfahrung, die heimliche Sehnsucht nach Wiederholung entstehen ließ.

 

3. Tag

Steffen Ries von der Innovation Academy e.V. führte uns auch am Montag, diesmal zuerst zum neuen Plusenergie-Rathaus von Freiburg und danach zum Vorzeigestadtteil Vauban, der unter den Aspekten Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Verkehrsreduzierung mit großer und wirksamer Bürgerbeteiligung entstand. Das Rathaus zeigte die guten Möglichkeiten auf, mit einer ganzen Reihe aufeinander abgestimmter und intelligenter Maßnahmen ein großes Verwaltungsgebäude energieneutral zu gestalten.

Rathaus

Der autoreduzierte Stadtteil Vauban, in dem Bürgerengagement, Bauen in der Gemeinschaft und umweltbewusstes Leben großgeschrieben werden, ist sicher nicht für Jeden ein idealer Wohnort. Für Viele ist das grüne Quartier mit 5.600 Einwohnern aber attraktiv mit viel Grün, bezahlbarem Wohnraum, Zusammenleben von Alt und Jung, verkehrsberuhigt und trotzdem verkehrstechnisch bestens erschlossen. Viele Wohngebäude entstanden in Baugemeinschaften der Bürger und Niedrigenergiebauweise. Flexible Raumgestaltungsmöglichkeiten sowie Wohnen und Arbeiten unter einem Dach spielten schon bei der Errichtung vor über 15 Jahren eine Rolle.

Der Nachmittag gehörte einem der Aushängeschilder der Region, dem Wein. In der Winzergenossenschaft Wolfenweiler eG in Schallstadt führte uns Jessica Janke, Baden-Württembergs einzige „German Wine Professional“, mit großem Wissen in viele Details des Weinanbaus und insbesondere bei der Weinprobe mit sechs Sorten in die Sensorik des Weins ein.

Wolf1

Die rege Beteiligung mit vielen Fragen lag weniger am Alkohol der Proben als an den interessanten Einblicken, die uns Frau Janke engagiert gab.

Wein

Das ließ uns auch verschmerzen, nicht den Keller besichtigen zu können. Durch die aktuelle Weinlese und die damit verbundene Arbeit und Gärprozesse wären die Gesundheitsrisiken in den Arbeitsräumen zu groß für uns. Die gewonnenen Überzeugungen zu den Weinen „mit dem Wolf“ ließen zum Abschluss viele Teilnehmer in der Vinothek zuschlagen.

Zum Abendessen suchten die IHC’ler verschiedene Freiburger Restaurationen auf. Die Stadt hat viele traditionelle Häuser zu bieten.

Essen

 

4. Tag

Der letzte Tag gehörte der nachhaltigen Energieerzeugung. Erhard Schulz von der Innovation Academy e.V., einer der Pioniere dafür in der Region, zeigte uns als Erstes in Emmendingen ein stromerzeugendes Wasserkraftwerk im Eigentum einer Bürgergemeinschaft.

Wasserkraftwerk

Die rund 100 Jahre alte Energieerzeugung wurde durch sie reaktiviert, restauriert und modernisiert und liefert nun für viele Wohnungen und Einrichtungen der Gegend den Strom. Leider war der wasserführende Kanal gerade für Reinigungsarbeiten trocken gelegt, so dass es nicht in Betrieb und die neu gebaute Fischtreppe trocken gefallen war.

Danach ging es zu einer Biogasanlage in der Gemeinde Freiamt im Kreis Emmendingen, die Wärme für die umliegenden Gehöfte, eine Schule und das örtliche Kurhaus liefert. Die 80 ha Land des eigenen Bauernhofes inkl. Wald dienen „nur noch“ zur Gewinnung der Biomasse für die Gasgewinnung.

Biogas

Den Abschluss bildete die Besichtigung eines Windrads (von Enercon – das Unternehmen aus Aurich hatten wir 2006 besucht) auf den Schwarzwaldhöhen, das in Form einer GmbH & Co. KG mit über hundert Kommanditisten geführt wird. Erhard Schulz ist einer davon.

Windrad1 Windrad2

Zwischen Antragstellung und Fertigstellung lagen 12 Jahre Kampf. Die Anlage mit einer Investitionssumme von 5 Mio. €, davon 30% Eigenmittel, produziert eine Strommenge, die für mehrere hundert Haushalte reicht, und wirft – gemessen an der angegebenen Gewerbesteuerhöhe – bei rd. 1 Mio. € Umsatz rd. 200 T€ Gewinn ab. Auch die umliegenden Windräder gehören in der Regel den in der Nähe wohnenden Bürgern.

Die anschließende Vesper in einer alten Wassermühle mit vielen selbst produzierten Lebensmitteln – vom Brot über Wurst und Schinken bis zu Marmelade und Most – bleibt als besonderer Leckerbissen im Gedächtnis. 

Vesper

Für uns nahm der Bauer sogar die Schwallmühle in Betrieb.

Der IHC-Vorstand nutzte die Vesper als Gelegenheit, Detlef Ehleben als Organisator der Unternehmerreise im Namen aller Teilnehmer herzlich und mit einem Präsent für vier tolle Tage zu danken, bei denen auch das Wetter gut mitspielte.

Detlef

Was sich wie ein roter Faden durch alle Erläuterungen erfolgreicher nachhaltiger Projekte zog, war etwas, bei dem in unserer Region – vorsichtig ausgedrückt – wohl noch erhebliche Luft nach oben besteht: Die Einbindung der Betroffenen, insbesondere der Bürger, von Anfang an, und zwar bottom up. Nicht als Feigenblatt im top down-Verfahren, wenn im Prinzip schon alles entschieden ist und Änderungswünsche eher als lästig angesehen werden, sondern mit echter konstruktiver Mitwirkung der Betroffenen von der Konzeptphase an. Die Identifizierung der Bürger mit den Lösungen, in denen sie ihre Ideen wiederfinden, ist dann eine ganz andere, wie die Freiburger Beispiele zeigten; besonders, wenn sie sich zusätzlich als Miteigentümer auch finanziell engagieren können.

Die Zugrückfahrt am Nachmittag – mit diesmal nur der halben Verspätung – gab Gelegenheit zu einer ersten Erholung vom durchaus strammen Programm und dem Austausch der Eindrücke und Gedanken in bester Netzwerkmanier. Einig war man sich, eine sehr gelungene, informative und bestens organisierte Unternehmerreise zum Thema Nachhaltigkeit mitgemacht zu haben.

Rothaus4

Das verband sich mit der Vorfreude auf die Unternehmerreise 2024, die in ein Ziel im EU-Ausland führen soll. Interessenten sollten immer mal wieder auf die IHC-Homepage schauen. Dort wird die Reise angekündigt, wenn Region und Zeit feststehen. Gern kann man sich auch schon vorab als Interessent unter info@ihc-bonn.de registrieren.

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